Hör mir endlich zu....

 

 schien die Stimme in ihm zu schreien, als er das vermutlich erste mal in seinem bisherigen Leben die Augen öffnete.

Was war geschehen?

Schon als Kind hatte er viele Träume. Leider war er aber viel zu weich für einen "richtigen Mann". Er freute sich an der Natur und ihm tat es leid, wenn seine Schulkameraden mit Fröschen irgendwelche merkwürdigen Versuche unternahmen.
Als einer von vier Kindern in der Familie, war es nicht immer leicht für ihn. Der Vater starb früh und so bekam er nach und nach die Rolle des Beraters und Vertrauten, wenn es der kranken Mutter schlecht ging.

Er war kein Schläger und er wollte auch keiner sein, aber irgendwann, als es schlimmer wurde auf dem Schulhof, als er der Sündenbock des Pausenhofs wurde, da wollte er nicht mehr.
Der Junge beschloss erwachsen zu werden. Er schlug zurück und tat alles dafür ein Mann zu sein. Er ging ins Fitness-Studio, lernte Boxen, fing an zu rauchen, zu trinken und zu kiffen.
Er war nun cool. Er war jemand in der Gruppe, dessen Freund man sein wollte.
Schule war blöd und uncool. Er ging auf die Hauptschule, weil dort die coolen Typen waren...

Wenn er heute daran denkt, dann kann er nur noch mit dem Kopf schütteln...
Nach der Hauptschule musste ein Männerberuf her. Er fuhr einige Jahre zur See. Er war viele Male im Knast wegen Schlägereien.

Dann kam die Wende. Er lernte seine damalige Frau kennen. Sie heirateten sehr früh, kauften ein Haus. Er arbeitete viel und hart und bildete sich weiter, bis er irgendwann ein, für seine Verhältnisse "erfolgreicher" Mann war.
Sie verdienten eine Menge Kohle, hatten zwei Autos konnten sich Urlaube leisten, wenn ihnen danach war und doch entfernten sie sich zusehends voneinander.
Sie nahmen es nicht war...oder ER nahm es nicht war. Es folgte ein weiteres Haus. Dafür musste er erfolgreicher sein, er musste mehr arbeiten und mehr Geld verdienen.
Er sah es nicht und eines Tages wollte seine Frau ihn und dieses Leben nicht mehr.
Es war vorbei, er tobte, er explodierte, er randalierte und betrank sich um schlafen zu können. Er bettelte und erniedrigte sich und es half nichts..es war vorbei....

Dann folgte ein sehr langer und tiefer Fall. Am Rande der Alkoholsucht, kamen Schulden hinzu. Er wusste nicht, wo er wohnen sollte, er wusste nicht, ob er dieses Leben weiterleben wollte...
Irgendwann stand er wieder auf. er kämpfte und besann sich darauf, dass man ihm alles nehmen konnte, jedoch nicht den Glauben an sich selbst, die Gewissheit darüber, dass es einen Verbündeten in Midgard gab, der an ihn glauben würde.
Dieser Verbündete war sein Gott. Dieser Gott gab ihm Kraft. Er konnte mit ihm sprechen, wenn es ihm dreckig ging, wenn er nicht schlafen konnte und darüber nachdachte, ob man den Aufprall mit 180 km/H überleben kann.
Er bat um Hilfe und er bekam sie auch....
Er sprach mit seinem Gott darüber, wie sehr er seine Frau vermissen würde, doch sein Gott entgegnete ihm, dass er nicht die Frau vermissen würde, sondern das Leben, welches er mit ihr geführt hatte.
wie kannst Du so etwas sagen? Ich habe sie geliebt! Ja, irgendwann einmal hast Du sie geliebt, doch dann hast Du vergessen, etwas für diese Liebe zu tun und nun liebst Du die Erinnerung an das damalige gemeinsame Leben mit Ihr.

Der Mann wurde nachdenklich und es dauerte wieder eine lange Zeit, bei der sein Gott ihm die schützende Hand über sein Leben hielt.
Wenn es diesem Mann besser ging, dann vergaß er regelmäßig, wem er dies zu verdanken hatte. Er arbeitete hart und viel und konnte sich nach einiger Zeit wieder einen kleinen bescheidenen Wohlstand leisten. Er hatte wieder ein kleines Haus und eine liebe Frau an seiner Seite.

Leider vergas unser Freund, die alten Zeiten und Fehler und machte die gleichen Fehler erneut. Hier nun schrie sein Gott "Hörst Du mir eigentlich nicht zu?"
Er half ihm sich zu erinnern und es folgten mehrere längere Krankenhausaufenthalte. Der erste von ihnen begann mit einer Notoperation und einer damit einhergehenden Lebensgefahr.
Jetzt hatte unser Freund die nötige Zeit zuzuhören und er hörte...

....wird fortgesetzt.

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